Am Donnerstagabend, 17. August, unternahm die BUND Ortsgruppe Lage eine Begehung des Naturschutzgebiets Hardisser Moor. Das Betreten des Naturschutzgebiets ist nur unter Begleitung eines Fachmanns der Unteren Naturschutzbehörde erlaubt. Herr Janosch Sowa vom Kreis Lippe, der dieses NSG betreut, führte die 13 Personen innerhalb von zwei Stunden durch etwa die Hälfte des Flora-Fauna-Habitats. Die Route erstreckte sich vom Rand an der Afrikastraße bis zu dem namenlosen Feldbächlein, das im Lot in den Oetternbach mündet. Unter Sowas Leitung erkundete die Gruppe die verschiedene Feuchtwiesen, Waldabschnitte sowie immer wieder den Oetternbach, der in diesem Gelände naturnah mäandert.
Allerdings hat das Hardisser Moor in den letzten Jahren an Feuchtigkeit verloren. Als Niedermoor speist es sich aus Grundwasser, das insgesamt abgesunken ist.
Janosch Sowa berichtete der Gruppe über die Entwicklung des Hardisser Moors und gab Erläuterungen zur Vegetation und Ökologie. Dabei erwähnte er auch die frühere landwirtschaftliche Nutzung des Geländes, die Spuren hinterlassen hat. So sind zum Beispiel noch frühere, inzwischen abgeflachte Entwässerungsgräben zu erkennen.
Die Gruppe erfuhr auch, wie das Hardisser Moor heute von der UNB gepflegt wird, zum Beispiel welche Wiesenbereiche von der Behörde gemäht werden und wie häufig: nur ein Mal, höchstens zwei Mal pro Jahr und nicht mit schwerem Gerät, sondern mit speziellen Mäh-Raupen. Die Mahd wird jeweils entfernt, um die magere Qualität des Bodens zu bewahren.
Sowa zeigte Erlen, die einst auf den Stock gesetzt wurden, aber heute nicht mehr, so wie eine Reihe von Haselnussbäumen, die früher zwecks Brennholzes regelmäßig beschnitten wurden.
Immer wieder ging die Gruppe direkt an den Oetternbach heran, der in diesem NSG in verschiedenen Breiten und Geschwindigkeiten in Richtung Lieme fließt, wo er in die Bega mündet. Das Wasser des Oetternbachs stand am Donnerstagabend relativ hoch, floss eher schnell und war braun gefärbt, weil es an den Tagen zuvor stark geregnet hatte, so dass Erde eingebracht wurde. Normalerweise ist das Wasser des Oetternbachs transparent, lassen sich glasklar die Kiesel am Grund erblicken, wie Janosch Sowa berichtete. Und entsprechend leben hier auch Eisvögel.
Janosch Sowa erklärte, wie der Oetternbach sich mit der Zeit entwickelt hat, dass er heutzutage auf tieferem Niveau verläuft. Angesichts einiger Stellen mit auffälliger Strömung wurde erklärt, wie die Buchten und Biegungen entstanden sind. Durch Hindernisse am Ufer, zum Beispiel ins Wasser ragende Bäume oder hängen gebliebenes Treibgut, weicht der Fluss an diesen Stellen aus, strömt verstärkt und etwas in die Breite, wodurch am gegenüber liegenden Ufer Land abgetragen wird.
Das Springkraut, eine invasive Pflanze, hat sich am Ufer des Oetternbachs teilweise stark ausgebreitet.
Bald ging die Gruppe durch den Schwarzerlen-Auwald, der ungewohnt dunkel und wildwüchsig wirkte – so ungefähr stellt man sich „Urwald“ vor. Eine kleine Kröte hüpfte der Gruppe buchstäblich vor die Füße und wurde sogleich eingehend betrachtet und begrüßt.
Weniger erfreut reagierte die Gruppe auf einen Jägerstuhl in Kombination mit einer Installation eines Salzlecksteins in Schusslinie. Doch auch im Naturschutzgebiet dürfe gejagt werden, wie Janosch Sowa bemerkte.
Auf der großen Feuchtwiese bestaunten die Besucherinnen und Besucher die schafgroßen Grasklötze, genannt Riesenseggenbuten. Hier wurden besonders wertvolle Pflanzen entdeckt, das Sumpf-Herzblatt (Parnassia palustris) und der Gewöhnliche Wassernabel (Hydrocotyle vulgaris). Als schöner, geradezu malerischer Ort blieb diese Feuchtwiese im Gedächtnis: ansehnlich etwas im Tal gelegen, eingerahmt durch alte Bäume und Wald, und mit einer meterhohen üppigen Vielfalt an Gräsern und Blumen. Am Himmel, relativ tief, flogen Schwalben auf der Jagd nach Insekten.
So war der von Herrn Sowa geführte Abendspaziergang durch das Hardisser Moor auf vielfache Weise ein Erlebnis.