Das Bundesforschungsministerium fordert angesichts dessen: "Wir müssen jetzt handeln, um uns auf die zunehmenden Starkregenereignisse, Überschwemmungen und Sturzfluten vorzubereiten. Das ist besonders für Städte und Regionen eine große Herausforderung.“ Der Klimaforscher Mojib Latif prognostiziert, dass Regenmengen von 200 Liter je qm und mehr in kurzer Zeit möglich sind: "Aber die neuesten Daten, die wir in den letzten Jahren gesammelt haben, deuten darauf hin, dass solche Extremniederschläge noch mal stärker ausfallen können. Wir beobachten auch in den letzten Jahren, dass es immer häufiger zu diesen sintflutartigen Niederschlägen mit Überschwemmungen kommt.“
Der BUND Lippe weist darauf hin, dass außer dem globalen Klimawandel auch regionale Ursachen für die Zunahme der Hochwasserereignisse in den Blick zu nehmen sind. Dringend notwendig ist in dieser Hinsicht ein Stopp der Flächenversiegelung und ein Rückbau, wo immer dies möglich ist. Auch Fehlentwicklungen im Bereich der Bewirtschaftung von Ackerflächen müssen als solche erkannt und korrigiert werden. Hierzu hat Willi Hennebrüder vom BUND Lemgo, der auch Mitglied im Arbeitskreis Wasser des BUND-Bundesverbandes ist, einen Situationsbericht erstellt, der sich auf aktuelle Untersuchungen stützt. Durch Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, wozu Herbizide, Fungizide und Insektizide zählen, und durch die Benutzung immer schwererer landwirtschaftlicher Maschinen kommt es in der konventionellen Landwirtschaft zu einer enormen Bodenverdichtung und damit zu einer massiven Beeinträchtigung des Bodenlebens. Anders als in der Biologischen Landwirtschaft gibt es hier kaum noch Regenwürmer, die wichtige Funktionen für Bodenprozesse erfüllen, wie die, eine krümelige Bodenstruktur zu schaffen. Wenn etwa ein Rübenroder mit vollem Rübenbunker über 60 Tonnen wiegt, braucht man sich nicht zu wundern, dass es zu einer Bodenverdichtung bis in tiefere Schichten kommt. Das hat zur Konsequenz, dass ein solcher Boden bei Starkregen kaum noch Regenwasser aufnehmen kann. Der Bericht erläutert zudem die schädlichen Folgen des Fehlens von Grünflächen an Ackerrändern, sowie die Nachteile durch das Fehlen der früher häufig vorkommenden Gräben und Hecken, durch die selbst größere Wassermengen zurückgehalten werden konnten.
Sebastian Schönauer vom BUND Bayern und Landesvorsitzender der Interessengemeinschaft Kommunale Trinkwasserversorgung empfiehlt nun, den Situationsbericht Willi Hennebrüders dazu zu nutzen, die Informationen in die eigene Arbeit zu integrieren: "Hochwasserschutz muss endlich in seiner Gesamtheit gesehen werden und darf sich nicht wie meist bisher im Bau von Deichen und zur Wasserrückhaltung in Retentionsflächen `erschöpfen`.“ Der Situationsbericht des BUND Lemgo zur Bewirtschaftung der Ackerböden steht zum kostenfreien Download zur Verfügung (s. unten). Die Notwendigkeit zum Umsteuern in der Landwirtschaft auf ökologische Nachhaltigkeit sieht der BUND Lippe auch insofern, als durch Wasser, das von Ackerböden abfließt, auch Kanäle, Bäche und Flüsse durch Reste von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln kontaminiert werden.