Die Band Kondorebi vor dem Landestheater.
So lieferte FFF-Detmold ein weiteres Mal einen beachtlichen Beitrag zum weltweiten Klimastreik für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit. Das Programm bestand in zwei Kundgebungen vor dem Landestheater und einem Demo-Zug durch die Innenstadt. Unterstützt wurden die Schüler:innen von Bürger:innen aller Altersgruppen sowie Gruppen des BUND, NABU, der Transition Town Initiative Lippe im Wandel, „Lippe for Future“, Scientists for Future sowie auch "Omas und Parents for Future Solingen".
Zum Auftakt sprach Jan von FFF Detmold ans Publikum: „Wir stehen hier am Ende eines Sommers, der wieder mal der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen war“, ob in Deutschland oder weltweit. „In den letzten zwölf Monaten war es fast immer zu warm. Die 1,5 Grad Marke wurde durchgehend überschritten. Keine zehn Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen stehen wir vor einem Scherbenhaufen.“ Die Bundesregierung habe beim Klimaschutz „versagt“, allerdings habe die Opposition auch nichts Besseres angeboten.
Er äußerte Sorge angesichts der Bedrohung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung durch die AfD und rechtsextreme Einflussnahmen. Aus dem Grunde eröffneten die Schüler:innen ihre Demo auch mit einem Bekenntnis zu Europa, und zwar mit der Europahymne, die sie mit dem Publikum sagen, als Zeichen ihres Einstehens für die Werte des geeinten Europa. „Und für eine demokratische Politik der Weltoffenheit und Vielfalt, die nicht nur für uns, sondern auch für zukünftige Generationen gemacht wird. Auch dafür gehen wir heute weltweit auf die Straße“, so Jan.
Leider erhielte Hetze von Rechts zurzeit mehr Aufmerksamkeit als die Tatsache, dass die Ökosysteme weltweit vor dem Zusammenbruch stünden, fuhr er fort. Und forderte die Entscheidungsträger:innen auf, die Ziele einzuhalten, zu denen Deutschland sich verpflichtet habe, insbesondere das Pariser Klimaschutz-Abkommen.
Zum Ernst seiner Rede passte der Song „Ich bin ein Mensch“, den im Anschluss die Band Komorebi vortrug. Lob wurde allerdings der Stadt Detmold dafür ausgesprochen, dass sie den ersten Platz im Hitze-Check der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erlangt hat.
Ash vom Verein „Sol“ (Sozialistische Organisation Solidarität) aus Lemgo kritisierte die Verkehrspolitik von Minister Wissing und forderte die Zusammenarbeit der Klimaschutz-Bewegung mit den Gewerkschaften, den Stopp des Ausbaus von Autobahnen und Umgehungsstraßen, die Verlegung des Güterverkehrs auf die Schiene, die Beendigung des Personalabbaus bei der Bahn und das Zurücknehmen der Privatisierung.
Nun spielte die Band Komorebi auf die Gefährdung der Meinungsfreiheit an und sang unterstützt vom Publikum „Die Gedanken sind frei".
Zuletzt sprach Rafael Schroeter von Lippe for Future als Vertreter der Eltern- und Großelterngeneration. Besonnen, aber eindringlich vermittelte er zwischen Jung und Alt und zwischen Politik und Bürger:innen und warb für ein Zusammenwirken aller.
Angesichts der geringen Teilnehmer:innenzahl - vor fünf Jahren hätten hier noch 1.000 Leute teilgenommen - sagte er: „Mit unseren Reden und Demonstrationen können wir nicht mehr so viel ausrichten“. Aber es dürfe nicht alle Verantwortung auf die Politik geschoben werden. Die Regierung habe durchaus versucht, die Dinge zur Klimaneutralität hin zu verändern, sei damit aber am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Den Wirtschaftsstandort auf ein nachhaltiges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem umzubauen, sei sicherlich teuer. Aber was die Klimakatastrophe an Schäden anrichten werde, würde „viel viel teurer, unermesslich teuer – das kostet am Ende mehr als nur Geld“, so Schröter. Wo bleibe der Aufschrei derjenigen, die durch die von der Klimakrise verursachten Extremwetterereignisse betroffen worden seien und dadurch ihre Häuser und Vermögen verloren hätten? Zum Beispiel die Betroffenen der Überschwemmungen in Klüt 2023?! Unvergleichlich schlimmer seien jedoch die jüngsten Überschwemmungen in Polen und Rumänien, wo ganze Landstriche unter Wasser stünden. Die Folgekosten der Hochwasserkatastrophe an Ahr und Erft im Juli 2021 betrügen 40 Milliarden Euro.
Ein Lichtblick sei, dass die Stadt Detmold daran arbeite, bis 2035 klimaneutral zu sein und dass dazu erstmals Verwaltung und Stadtgesellschaft zusammen für den Klimaschutz arbeiteten. Denn dafür brauche es den gemeinsamen Willen beider Seiten. Es genüge unsererseits eben nicht, nur Forderungen zu stellen. Sondern wir müssten irgendwie zusammenarbeiten, und auf diese Weise „zeigen, dass wir als Bürger bereit sind, Nachteile in Kauf zu nehmen“. Wir dürften auch nicht nur darauf warten, dass die Politik handele. Andererseits wiederum nicht meinen, dass wir es alleine schaffen könnten, sondern wir bräuchten unsererseits wiederum die Politik.
Kleine Länder wie Österreich hätten vielleicht nur einen Anteil von 0,2 % am weltweiten CO²-Ausstoß, aber wenn alle kleinen Länder der Welt zugleich ihre Emissionen reduzierten, wären damit 40 % der notwendigen Einsparung erreicht. Ähnliches gelte auf Deutschland gesehen: aus kleinen Städten könnten durchaus die Impulse zur Trendwende kommen. Zum Beispiel arbeite Verl auf seine Klimaneutralität 2029 hin. Wenn so etwas auch Detmold und vielen anderen kleineren Städten gelinge, könne das insgesamt einen großen Fortschritt bringen. Bei diesen Entwicklungen benötige die Politik allerdings unser Zutun, unsere Aktivitäten und unsere Ideen. Was wir bräuchten sei ein Funken Hoffnung, und das Gefühl, dass wir wenigstens versucht hätten, die Klimakatastrophe zu bewältigen - hierbei müssten wir Menschen uns gegenseitig Hoffnung geben.
Das Prinzip Hoffnung griff die Band Komorebi zuletzt gesanglich auf im Song über ein „Land, in dem für immer Frühling ist“, das in den Versen ausgemalt wird: „alle sind willkommen, kein Boot, das sinkt im Mittelmeer“, sie sangen „Von dem Land, in dem ich noch was fühl`", dort „ist der Himmel nur noch blau und rosarot/ alle Waffenspeicher leer“, „in dem die Sommer kühler sind“ und zuletzt: „Du nennst es Utopie, ich nenn´ es Heimat“.