BUND Kreisgruppe Lippe

Tappen im Dunkeln bei bleischweren Problemen

14. Oktober 2022 | Artenschutz, Lage, Lippe, Landwirtschaft, Müll, Wasser, Gewässerschutz, WRRL, Bodendeponie Lage

Das Genehmigungsverfahren zum Bauvorhaben des Wurftaubenclubs (WTC) Lippe in Lage-Hardissen läuft seit Ende 2020. In den 50 Jahren davor und bis heute haben der Kreis Lippe oder der Betreiber über die von der Schießanlage verursachten Umweltschäden nur wenig informiert.

Auf dem Schießstand befinden sich nach Angaben der Antragsteller des neuen Bauvorhabens ca. 90 Tonnen Blei in ca. 20.000 Tonnen damit verseuchtem Boden und andere giftige Stoffe, die u.a. aus 1 Million zeschossener Wurfscheiben stammen.

Nach den Wünschen des WTC Lippe sollen das Blei und die weiteren Schadstoffe auf dem Gelände verbleiben. Nicht an derselben Stelle, sondern unter 500.000 m³ teilweise schadstoffhaltigem Abfallboden bis zur Bodenklasse Z2 in einem Betonblock unter dem Wall der neuen (12 Hektar großen) Schießanlage. Der zusätzliche Boden für die Wallanlage müsste in ca. 100.000 LKW-Fahrten angeliefert werden, was in acht Jahren Bauzeit (bei 250 Arbeitstagen pro Jahr) etwa 50 Schwerlast-LKW-Fahrten pro Tag bedeutet, alle zehn Minuten ein LKW.

Es soll weiter mit Bleischrot geschossen werden - bei einem Anstieg der Schießaktivitäten um ca. das 5-fache. Obwohl die Europäische Union ein generelles Verbot bleihaltiger Munition in der Jagd diskutiert und Teilverbote wie das für Bleischrot bei der Jagd in Feuchtgebieten schon gelten, scheint der Kreis zu erwägen, in Lage-Hardissen eine Schießanlage zu genehmigen, in der für weitere Jahrzehnte bleihaltige Munition benutzt wird. In einer Stellungnahme gegenüber dem Komitee für Socio-Economic Analyses (CSEA) der Europäischen Chemikalien-Agentur (ECHA), Helsinki, das ein EU-weites Verbot bleihaltiger Munition in der Jagd vorbereitet, hat die EuroNatur Stiftung, Radolfzell, die Schädlichkeit von Schießsport unter Einsatz von Blei am Wurftaubenclub Lippe als Negativbeispiel erläutert.

Kürzlich hat die Bezirksregierung den Entwurf einer Neufassung des Heilquellenschutzgebietes „Bad Salzuflen“ bekannt gemacht, wonach in diesem - wozu Hagen, Hardissen und Lieme zählen - Tontaubenschiessstände verboten sind. Es wäre zu prüfen, ob der Schießstand in Lückhausen von dieser Regelung betroffen ist.. Es kann doch nicht sein, dass der Kreis Lippe kurz vor Eintritt der Rechtskraft dieser Verordnung die vom WTC Lippe beantragte Genehmigung erteilt? Auch insofern wäre es interessant, etwas über den aktuellen Stand des Verfahrens zu erfahren.

Bisher haben zu dem Giftmüll-Projekt des WTC Lippe nur die unbedingt notwendigen Bürgerbeteiligungen stattgefunden. So wird die Öffentlichkeit womöglich erst nach der Genehmigung erfahren, ob den Wünschen des Betreibers stattgegeben wurde.

Eine umfangreichere öffentliche Information über die geplante 12 Hektar große Schießanlage  - die jetzige misst ca. 1,2 Hektar - für die Lagenser Bürger wäre sehr zu wünschen. Auch der Wurftaubenclub übt sich in größtmöglicher Informationszurückhaltung.

Der BUND Kreis Lippe erwartet vom Kreis Lippe wesentlich mehr Transparenz und umfassende Information für die Bevölkerung – bei einem Giftmüllprojekt dieser Dimension. Maße des geplanten, die neue Schießanlage umgebenden Walls aus bleivergiftetem Boden und Z2-Abfall: 250 m  x 125 m  x 23,5 m – ein bleiernes Monument.

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